14. - 16.09.2023 - 17. Station: Jerewan

Ort: Apartment Tumanyan35A, Jerewan, Armenien


Wir haben ein Apartment mitten in der Innenstadt von Jerewan gebucht und werden nicht enttäuscht. Von außen macht der Wohnblock zwar nicht den besten Eindruck und auch der Eingangsbereich ist nicht besonders vertrauenerweckend: Die Tür schließt nicht, der Flur nur notdürftig verputzt und beleuchtet, der Aufzug etwas klapprig. Das ganze ändert sich – wie wir es auch später noch erleben werden – mit dem Öffnen der Wohnungstür. Wir finden ein schickes und modern eingerichtetes kleines Apartment vor und fühlen uns direkt wohl. 

Den nächsten Tag erkunden wir erst einmal unsere direkte Umgebung. Wir haben im Durchgang zur Hauptstraße einen Shawarma-Imbiß und einen Milchshake-Verkaufsstand. Von dort aus gehen wir zu Fuß zum berühmten Kaskadenkomplex und genießen anschließend einen Imbiß im Innenstadtpark. Dort gibt es auch einen großen Kinderspielplatz, auf dem sich Johann und Ruben austoben können. Anschließend geht es durch weitere Parks mit einigen Straßenmusikern und durch die Fußgängerzone zum Platz der Republik. Gegen Abend geht es zurück in unsere Ferienwohnung. 

Da uns Jerewan gut gefällt entscheiden wir uns noch etwas Zeit dranzuhängen. Leider ist unsere Ferienwohnung schon vermietet, aber unser Vermieter kann uns eine andere, ebenfalls zentral gelegene Wohnung anbieten. Wir müssen also nur ein kurzes Stück umziehen. 

Von der neuen Wohnung aus können wir die „Kindereisenbahn“ mit einem kurzen Spaziergang erreichen. Die Kindereisenbahnen waren in der Sowjetzeit dazu gedacht Kinder an die Eisenbahn heranzuführen und spielerisch ihr Interesse zu wecken. Sie durften dort unter Anweisung von Erwachsenen alle Tätigkeiten vom Lokführer bis zum Schaffner ausprobieren. 

Wir schauen uns den alten Bahnhof an, der eine interessante Mischung von Lost-Place-Charme und Naherholungsgebiet ausstrahlt. Am Freitag treffen wir recht wenige Menschen bei den Loks und Waggons. Die Kinder freuen sich, dass sie auf der offensichtlich stillgelegten Dampflok herumklettern und Eisenbahn spielen dürfen, Cris und Bohdana freuen sich über tolle Fotomotive und den Lost-Place-Charme. 

Neben der Dampflok steht auch noch eine alte Diesellokomotive mit zwei angehängten offenen Personenwaggons. Sie ist abgeschlossen, aber ob sie noch fahrtüchtig ist, können wir nur erahnen. Wir spazieren die Gleise entlang durch das Tal. Unterwegs gibt es zwei Badestellen am Fluß, einen Tunnel und einen ausgebrannten und verfallenen weiteren Bahnhof. Als wir zurückkommen lässt gerade ein Brautpaar Bilder von sich vor der Kulisse des Start-Bahnhofs machen. Die Kinder spielen noch eine Runde Lokführer und Heizer bevor wir zum Abendessen zurück in die Stadt gehen. 

Jerewan hat ein schönes Ausgehviertel und auf den Straßen ist am Freitagabend allerhand los. Wir genießen unser Abendessen und den Spaziergang. Irgendwann sind die Kinder dann aber so müde, dass wir dringend in unsere Ferienwohnung zurückmüssen. 

Am Samstag brauchen wir nicht lange zu fragen, was die Kinder noch machen möchten, bevor wir Jerewan in Richtung Süden verlassen: natürlich zur Kindereisenbahn. Dieses Mal nehmen wir das Auto mit und parken auf der anderen Flussseite. Unser Parkplatz ist direkt bei einem frei zugänglichen Open Air Fitnessstudio, praktischerweise genau gegenüber der einen Badestelle am Fluss, die wir gestern schon gesehen haben. Wir gehen über eine Brücke und kommen zu den Gleisen. Als wir am Bahnhof ankommen, ist der Zug der Diesellok ordentlich gefüllt und fährt gerade ab… so viel zum Thema Fahrtauglichkeit der Diesellok. Natürlich kaufen wir uns gleich Tickets für die nächste Fahrt. Bis dahin spielen die Kinder wieder mit der Dampflok, auch wenn sie sich diese heute, am Samstag, mit anderen Kindern „teilen“ müssen.

Nach der Fahrt mit der Eisenbahn geht es nochmal zurück zu „unserer“ Shawarma-Bude im Zentrum und nach einem Mittagessen und einem Milchshake fahren wir los in Richtung des Klosters Chor Virap.



Der Durchgang zu "unserem" Hinterhof mit Milchshakeverkauf vorne und Shawarma-Imbiss dahinter.

Von dem Kaskadenkomplex hat man einen guten Ausblick ...

... über die Stadt Jerewan mit dem Berg Ararat im Hintergrund.

Wieder unten angekommen, können sich die Kinder erstmal auf dem Spielplatz austoben.

Öffentliche Trinkbrunnen haben es den Kindern besonders angetan und sind bei dem heißen Wetter immer für eine Erfrischung gut.

Die Innenstadt ist von Parkanlagen und Fußgängerzonen geprägt. Es gibt  Straßenmusiker  und etwas weiter (nicht im Bild) auch open-air Gemäldegalerien.

Die Innenstadt ist hauptsächlich von modernen Gebäuden geprägt, nur vereinzelte Straßenzüge haben noch Sowjetbebauung oder gar noch ältere Häuser.

Auf dem Platz vor unserer zweiten Fereienwohnung stehen verschiedene Skulpturen, die von Kindern bespielt werden dürfen.

Durch einen Fußgängertunnel geht es in Richtung Kindereisenbahn.

Der Startbahnhof der Kindereisenbahn ... 

... strahlt wie das gesamte Gelände der Kindereisenbahn eine interessante Mischung aus Lost Place und Naherholungsgebiet aus.

Johann und Ruben legen sofort mit der stillgelegten Dampflok los.

Es wird alles ausprobiert, auch ob das An- und Abkoppeln des Schlepptenders noch funktioniert. (Ja, es geht noch ;)) 

Ob die Diesellok noch fahrtüchtig ist, lässt sich nicht sofort erkennen, ... 

...  auch die Waggons lassen keine klaren Schlüsse zu, Bohdana macht jedenfalls eine gute Figur.

Insbesondere junge Pärchen scheinen das Gelände und die Bahnstrecke unter der Woche als Naherholungsgebiet zu nutzen.

Auch wir spazieren an (und auf) den Gleisen entlang durch das idyllische Tal.

Abends machen wir einen Spaziergang durch die Innenstadt zum Platz der Republik, wo sich ... 

... wie auch im amgrenzenden Ausgehviertel die Menschen tummeln.

Am Samstag klärt sich die Fahrtüchtigkeit des Dieselzugs und wir machen eine kleine Ausfahrt.

16. - 22.09.2023 - 18. Etappe und Station: Armenien

Ort 1: Crossway Camping, Yeghegnadzor, Armenien

Ort 2: 3Gs Camping, Goght, Armenien

Ort 3: Apartment ANI, Vagharshapat, Armenien

Ort 4: Old House, Gjumri, Armenien


Wir machen uns auf den Weg in Richtung Süden, weichen aber in Armenien etwas von unserem üblichen Reiseschema mit Etappen und längeren Aufenthalten ab. Aus diesem Grund weichen wir auch in unserem Blog jetzt etwas vom üblichen Schema ab, da sonst die Galerien zu lang geworden wären. Wir werden also unsere Armenienrundfahrt in willkürliche Abschnitte unterteilen und euch unter den Bildern etwas mehr erzählen, kurz: mehr Bilder, weniger Text. 

Unser erstes Ziel ist das Kloster Chor Virap, ...

... das direkt an der türkischen Grenze vor der Kulisse des Ararat liegt.

Eine Besonderheit der armenischen mittelalterlichen Kirchen stellen die Gawit genannten Vorbauten dar.

Unter dem Kloster befindet sich in gut acht Metern Tiefe ein Raum, der heute als kleine Kapelle eingerichtet ist, in vergangenen Zeiten aber auch als Gefängnis gedient haben soll.

Auf dem Parkplatz von Chor Virap wird das Fliegenlassen einer Taube den Besuchern als "Besonderheit" angeboten, allzuweit ist der Heimweg für die Tauben nicht, sie leben oben im Kloster.

In den armenischen Kirchen finden sich, wie auch in Chor Virap, keine Fresken sondern es werden Ikonen ausgestellt. Bei unserem Besuch findet gerade eine Hochzeit statt. Die Kleidervorschriften in den armenischen Kirchen werden etwas lockerer gehandhabt als wir es von anderen orthodoxen Kirchen kennen, z.B. scheint es für Frauen nicht notwendig ein Kopftuch zu tragen.

Wir wünschen dem Brautpaar alles Gute. :)

Wir fahren weiter in Richtung Süden. Laut google müssen wir einen riesigen Umweg fahren, da uns der direkte Weg durch Aserbaidschan führen würde. Wir lesen aber, dass ...

... die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehörende Exklave Kerki bereits seit Jahren von Armenien besetzt ist und die Hauptverbindungsstraße von Jerewan in den Süden des Landes dort durch führt. Wir riskieren es ...

... und hätten ohne Googlemaps nicht bemerkt, dass wir Armenien verlassen und wieder eingereist sind. 

Für die Nacht haben wir beschlossen den Campingplatz Crossway Camping auszuprobieren.

Kurz vor dem Campingplatz zweigt eine Straße durch ein schmales Tal ab, die zum Kloster Norawank führt.

Das Kloster Norawank liegt idyllisch an der Wand des Tals vor schroffen Felsen und soll die schönsten Sonnenuntergänge bieten. Wir sind sehen das Kloster im Abendlicht vor uns ...

Das Kloster Norawank liegt idyllisch an der Wand des Tals vor schroffen Felsen und soll die schönsten Sonnenuntergänge bieten. Wir sind sehen das Kloster im Abendlicht vor uns ...

In den Gawits der armenischen Klöster sind viele Grabplatten in den Boden eingelassen ...

... der Gawit in Norawank ist beeindruckend groß.

In den Kirchen stehen - ähnlich wie in Georgien - viele Opferkerzenständer.

Auch im Glockenturm und in Seitenkapellen brennen ...

... die Opferkerzen. In den Wänden sind unzählige Verzierungen eingearbeitet. Auch hier bestehen die Böden aus Grabplatten.

Die armenischen Mönche sind sehr entspannt. Haben wir bereits mehrfach bemerkt, dass der Umgang mit Kindern in orthodoxen Klöstern sehr positiv war, ist in Armenien auch das Fotografieren in den Kirchenräumen und rund herum erlaubt. Norawank gefällt uns so gut, dass wir erst im Dunkeln unseren Weg in Richtung Campingplatz fortsetzen.

Vom Campingplatz aus machen wir einen Tagesausflug in Richtung Süden.

Die Landschaft in Armenien ist unglaublich abwechslungsreich.

Kurz vor dem Ziel - dem Kloster Tatev - wechseln wir das Verkehrsmittel und fahren mit den "Wings of Tatev", der mit 5.750 Metern längsten zweispurigen Pendelbahn mit durchgängigem Tragseil der Welt. 

Das Kloster Tatev thront über der Worotan-Schlucht.

Die Kirche ist schlicht aber stimmungsvoll.

Auch in Tatev brennen die Opferkerzen vor den Ikonen. Im Hintergrund hängen Tücher, damit auch Touristinnen, die nicht an angemessene Kleidung gedacht haben, diese ergänzen und somit die Kirchen besuchen können.

Zurück geht es wieder mit der Gondel über die Worotan-Schlucht. In der Mitte der Schlucht schwebt die Gondel immer noch 321 Meter über dem Talboden.

Auf dem Rückweg in Richtung Campingplatz halten wir noch an einem Feld über dem mehrere Greifvögel kreisen.

Nach einer weiteren Nacht auf dem Crossway Campingplatz fahren wir weiter in Richtung Sewansee. Der Vardenyats-Pass zählt zu den schönsten Pässen Armeniens.

Am Sewansee bieten an vielen Stellen die Fischer ihren Fang zum Verkauf an.

Wir halten kurz am Kloster Hayrawank. Eigentlich hatten wir das Kloster nicht auf dem Schirm, aber ... 


... der Besuch lohnt sich. Wir hatten das Kloster glücklicherweise von der Uferstraße aus gesehen und sind einfach mal hingefahren.

Unsere Mittagspause wollen wir im Kloster Sewanawank machen. Da wir mit einem Gewitter begrüßt werden, nutzen wir die Pause für eine heiße Schokolade und ein Eis und verchieben das Mittagessen auf die nächste Autofahrt.

Das hölzerne Altarbild kommt in der ansonsten schlichten Kirche besonders zur Geltung. 

Auf dem 3Gs Campingplatz dürfen die Kinder endlich wieder sägen. Der Campingplatz wird von einer Niederländerin geführt und ist richtig schön. Wir treffen das niederländische Pärchen wieder, die wir auf dem Ibero-Weingut kennengelernt haben. 

Ganz in der Nähe des Campingplatzes liegt das Kloster Geghard.

Vor allem die Steinmetzarbeiten in den verschiedenen Kirchen und Gawiten des Klosters beeindrucken uns ...

... und werden ähnlich wie die Ikonen verehrt.

Außerdem verfügt eine der Kapellen über eine kleine Quelle.

Auch die Altare sind kunstvoll gestaltet.

Am nächsten Tag schauen wir uns die "Symphony of Stones" an. Die Basaltsäulen aus erkalteter Lava bilden eine eindrucksvolle Landschaft, ...

... die Johann natürlich auch zum Klettern einlädt.

Ganz in der Nähe befindet sich auch noch ein römischer Tempel, ...

... der erstaunlich gut erhalten und ebenfalls kunstvoll verziert ist.

Wir kommen erst spät in Garni los und so ist es bereits dunkel als wir die Außenbezirke von Jerewan passieren. Uns fallen vor allem die Tankstellen auf, die durch ihre aufwändige Neonbeleuchtung eher wie Spielhallen aussehen. Gegen Abend erreichen wir unsere Ferienwohnung in Vagharshapat.

Nur wenige Kilometer weiter befindet sich die Kathedrale von Etschmiadsin.

Leider können wir die Kathedrale nur von außen anschauen, da sie sich derzeit in Renovierung befindet.

Der Gawit ist jedenfalls kunstvoll verziert ... 

... und auch der Glockenturm darüber ist prachtvoll verziert.

Wir besuchen auch noch die anderen berühmten mittelalterlichen Kirchen in Etschmiadsin, hier die St. Hripsime Kirche mit dem dahinterliegende Friedhof von Vagharshapat.

Auch hier wird geheiratet, "unsere" dritte armenische Hochzeit.

Von Etschmiadsin müssen wir leider noch einmal zurück nach Gogh fahren, da unsere verloren geglaubten Sägen wieder aufgetaucht sind, wie uns die Campingplatzbesitzerin schreibt. Wir fahren also eine kleine Schleife nach Osten bevor wir uns in den Nordwesten Armeniens aufmachen.

Wir erleben einmal mehr die Vielfalt der armenischen Berglandschaften auf unserem Weg nach Gjumri.

Bei Sonnenuntergang haben wir nur noch wenige Kilometer zu fahren und freuen uns auf die Nacht im urig eingerichteten "Old House" in Gjumri.

Bevor wir Gjumri verlassen werfen wir noch einen Blick in die sehenswerte Altstadt ...

... und fahren über den zentralen Platz mit der Kathedrale ...

... zum Bazar, wo wir uns noch mit frischem Obst ... 

... und Gemüse für die Fahrt eindecken.

Weiter geht es in Richtung Nordosten. Überall auf den Feldern sehen wir die Menschen bei der Kartoffelernte.

Auch die jungen Greifvögel genießen die Erntezeit und warten an den Feldrändern auf Beute.

Im Nordosten sind die Berge wieder schroffer und die Täler werden schmaler.

Unser nächster Halt liegt am Hang über dem Dorf Sanahin, ...

... das Kloster Sanahin.

Die wunderschöne Anlage mit fünf Kirchen und zwei sehr großen Gawits beindruckt uns.

Der größere Gawit besteht aus einem Säulensaal und ist mit Grabplatten ausgelegt.

Die sehr stimmungsvolle kleine "heilige Muttergottes"-Kirche war ebenso wie die benachbarte "Erlöserkirche" für Armenien untypisch mit Fresken bemalt, die leider nicht erhalten geblieben sind. Hier macht sich die Nähe zu Georgien bemerkbar.

Auf dem Weg von Sanahin nach Haghpat halten wir noch an der Sanahinbrücke, ...

... der man ihre über 800 Jahre nicht ansieht. 

An der Brücke treffen wir auf Angler, die Johann und Ruben deutlich spannender finden als die olle Brücke.

Unser letzter Halt in Armenien ist dann das Kloster Haghpat.

Die Anlage besteht ebenfalls aus mehreren Kirchen, Gawits, einer Bibliothek und einer Akademie, die herrlich verschachtelt gebaut und untereinander verbunden sind.

Der Gawit vor der zentralen Kirche hat das klassische neunfeldrige Gewölbe aus je zwei Doppelbögen.

Dieser Gawit auf Säulen mit Kuppelgewölbe zeichnet sich durch eine sagenhafte Akustik aus. Cris erlebte eine Gesangseinlage eines Guides mit, Bohdana testet die Akustik mit eigener Stimmkraft.

In den Boden der Bibliothek sind so viele Qvevris eingelassen, dass wir aufpassen müssen, wo wir hintreten. Ob man bei so viel Wein tatsächlich viel zum Lesen gekommen ist?

Auch im Kloster Haghpat ist die Nähe zu Georgien durch Fresken sichtbar, diese sind auch in Teilen erhalten geblieben.

Ebenfalls eine Besonderheit stellt dieser Chatschkar (Kreuzstein) dar. Grundsätzlich sind Chatschkare in Armenien und insbesondere in armenischen Klöstern weit verbreitet, üblicherweise sind darauf aber keine bildlichen Darstellungen zu finden.

Gegen Abend machen wir uns dann auf den Weg in Richtung Georgien. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die Grenze.